Kannouta-Filmtour

Am 09. Februar ist unsere Kannouta-Filmtour in Berlin gestartet. Die Tour wurde in Kooperation mit vielen Initiativen, Vereinen und Stiftungen auf die Beine gestellt. Dazu gehören das Alarmphone, JugendRettet, das Bündnis Solidarity4All aus Bamberg, die Plattform unofficial.pictures aus Leipzig, der Flüchtlingsrat Hamburg, der Sächsische Flüchtlingsrat, die Stiftung:do, das Bildungswerk der Heinrich-Böll-Stiftung, die Lotto Stiftung Berlin, die Rosa-Luxemburg-Stiftung und viele mehr – vielen, vielen Dank für die tolle Zusammenarbeit!

Kannouta ist die Bezeichnung für ein kleines Ruderboot.

„Immer wieder hört man von Toten. Letztens erst habe ich gehört, dass welche mit einem Ruderboot, einer Kannouta, los sind. Eine Kannouta mit 14 Leuten drauf“, erklärt eine der interviewten Personen des Films die aktuelle Situation auf dem Mittelmeer zwischen Tunesien und Europa. Kannouta enthält sowohl dokumentarische als auch fiktionale Sequenzen. In knapp 40 Minuten liefert die Docfiction einen tiefen Einblick in die Perspektive derer, die diese Überfahrt nach Europa in kleinen Holz- oder Schlauchbooten wagen und dabei ihr Leben riskieren. 11 verschiedene Personen werden vorgestellt. Unter ihnen jugendliche Tunesier, die davon träumen nach Europa zu reisen. Ein Vater, der seinen Sohn bei der Überfahrt verloren hat und einer, der Überfahrten nach Europa organisiert. Die geschilderten Perspektiven sind hart und ehrlich. 5 Jahre nach der Revolution in Tunesien ist den Beteiligten kein Funken Hoffnung auf ein besseres Leben in Tunesien geblieben. In ihrem Alltag hat sich nichts verbessert. Auch aktuell, seit die Regierungen die Steuern zu Beginn des Jahres 2018 erhöht hat, gibt es wieder Proteste gegen die politische und wirtschaftliche Lage im Land. Die Regierung reagiert darauf mit Repressionen. 800 Menschen sind bisher festgenommen worden, weil sie sich der Bewegung Fech Nestannew? („worauf warten wir?“) auf den Straßen angeschlossen haben. Kannouta lässt diejenigen eindringlich zu Wort kommen, die sonst nicht gefragt werden.

Wir haben den Film und die beiden Filmschaffenden, Zied Ben Taleb und Margarete Twenhoeven eingeladen und eine Tour durch neun Städte organisiert (09.02. – 22.02.). Der Film, der bisher nur ein einziges Mal in Tunesien gezeigt wurde nach in Berlin, Hamburg, Oldenburg, Göttingen, Hanau, Köln, Bamberg, Leipzig und Dresden gezeigt. Bereits die ersten Veranstaltungen in Berlin und Hamburg sind vor Besucher*innen fast aus allen Nähten geplatzt. Nach dem Film gab es anregende Diskussionen mit dem Publikum zur aktuellen Situation in Tunesien, aber auch zu den politischen Beziehungen zwischen der EU und nordafrikanischen Staaten. Für die Europäische Union ist Tunesien ein wichtiger Partner zur Abschottung gegen Migrationsbewegungen. Zu gerne würde die EU eine Abmachung mit Tunesien treffen, die dem EU-Türkei Agreement gleicht und somit endgültig Migrationsbewegungen stoppt; sowohl von Tunesier*innen als auch von durchreisenden Migrant*innen der subsaharischen Länder. Millionenbeträge sind bereits in den letzten Jahren ausgegeben worden, um die Grenzsicherung Tunesiens auszubauen. Im anschließenden Gespräch ist auch deutlich geworden, dass Tunesier*innen, die es nach Europa geschafft haben mit vielen Vorurteilen und Stigmatisierungen zu kämpfen haben.

Wir freuen uns sehr darüber, dass so viele Initiativen und Menschen an der Filmtour beteiligt waren und so viele neue Menschen im anschließenden Gespräch kennen gelernt zu haben. Bleibt in Kontakt – für alle, die es nicht zu einer der Veranstaltungen auf der Tour geschafft haben, folgt Kannouta auf Facebook!