Hintergrundinformationen
Flüchtlinge 24 Stunden im Meer – es muss erst geklärt werden, wer sie rettet
(Palermo) Unglaubliches spielt sich von Freitag bis Sonntag ca. 60 Meilen vor der libyschen Küste ab: 27 Flüchtlinge erleiden am Freitag Nachmittag (25.5.2007) Schiffbruch auf hoher See und können sich mit der Hilfe eines maltesischen Schiffes an die Seile eines Thunfischfangbeckens retten. An die stählernen Seile geklammert müssen sie mehr als 24 Stunden auf ihre Rettung warten, obwohl der Schiffbruch von dem maltesischen Fischerboot „Budafel“ gemeldet wird. Mehr lesen
Moralische Bankrotterklärung
Die Regierungen Europas haben es bis heute nicht geschafft, sich auf einheitliche Standards zur Einwanderungs- oder Asylpolitik zu verständigen. Im Gegenteil: Es herrscht ein zum Teil irrationales Abschottungsdenken, das in letzter Konsequenz auch den Tod tausender Menschen vor unseren verschlossenen Toren billigend in Kauf nimmt. Humanitäre Grundsätze sind dabei längst nicht mehr Richtschnur politischen Handelns.
Karl Kopp, Europareferent der Menschenrechtsorganisation PRO ASYL und Vorstand des europäischen Flüchtlingsrates ECRE zeigt in seiner Analyse auf, wie sich die Politik der EU-Mitgliedsländer zunehmend in Richtung systematischer Unmenschlichkeit entwickelt. Mehr lesen
"Das Mittelmeer als neuer Raum der Abschreckung"
Das große Sterben vor Europas Mauern begann 1992 - nach dem Vertrag von Schengen, mit dem die EU-Kernstaaten ein gemeinsames Grenzregime einführten. Was heute kaum noch vorstellbar ist: Bis dahin war beispielsweise der Schiffsverkehr zwischen Afrika und Europa völlig frei und von keinerlei Visa-Zwängen eingeschränkt.
In seiner Studie "Das Mittelmeer als neuer Raum der Abschreckung" hat Helmut Dietrich, Migrationsforscher aus Berlin, die Militarisierung der EU-Aussengrenzen untersucht.
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Der europäische Krieg gegen Flüchtlinge.
Cornelia Gunßer analysiert in diesem Text von 2004 die europäischen Pläne zur Abwehr von Flüchtlingen und für Ausländer-Internierungslager. Ihr Fazit: "Diese Planungen sind Ausdruck einer präventiven und auch militärischen Interventionsstrategie im weltweiten Krieg gegen die Armen".
Inhalt:
I. Lagerpläne 2003
II. Schon existierende Lager, Verfahren und Abkommen zur Flüchtlingsabwehr und -rückführung
III. Lagerpläne 2004 als Reaktion auf die Rettungsaktion der "Cap Anamur"
IV. Kritik und Widerstandsstrategien
Mehr unter http://nolager.de/blog/node/142
Rechtslücke mit Folgen
Zwar sind Kapitäne gesetzlich dazu angehalten, Menschen in Seenot zu helfen. Doch bisher ist kein Land gezwungen, die Geretteten auch von Bord gehen zu lassen. Das führt dazu, dass Schiffsführer (unter großem Geld- und Zeitdruck stehend), selbst an sinkenden Flüchtlingsbooten vorüberfahren, weil sie tage- oder wochenlangen Ärger befürchten müssen - so wie es am "Fall Cap Anamur" noch einmal exemplarisch demonstriert worden war.
Seit mehr als zwanzig Jahren versucht der Flüchtlingshochkommissar der Vereinten Nationen (UNHCR), diese mörderische Rechtslücke zu schließen. Mehr lesen
"Ein Wendepunkt" - Augenzeugenbericht aus Italien
Die Blockade eines deutschen Rettungsschiffs mit 37 afrikanischen Schiffbrüchigen an Bord durch die Behörden führte in Italien schon vom ersten Tag an zu Solidaritätsbekundungen und Protesten.
Wie Aktivisten italienischer Menschenrechtsgruppen den "Fall Cap Anamur" wahrgenommen haben, schildert Alessandra Sciurba von "Rete Antirassista Sicilia". Mehr lesen
Verzweifelte Einwanderer auf Abstellgleis nahe Spanien
Auch nach fünf Jahren, 6.000 Kilometern und einer Abschiebung versucht ein junger Nigerianer namens Fred weiterhin, Europas Mauern zu durchbrechen. "Manchmal glaube ich, ich bin verrückt", sagt der 25-jährige Fred, der mit anderen Nigerianern in einem marokkanischen Pinienwald kampiert und seinen Nachnamen nicht nennen möchte. "Aber wenn ich sage, ich werde etwas tun, dann tue ich es auch." Tausende von Migranten, meist aus dem subsaharischen Afrika, teilen Freds Entschlossenheit. Sie stauen sich hier in Marokko, dem Startpunkt in Richtung Spanien. Doch da die spanischen Behörden die Grenzen dichter gemacht haben, wird de facto Marokko zu ihrem Ziel. Mehr lesen
Euroafrikanische NGOs für andere Politik
Die Migrationspolitik der EU, die sie auf dem Pariser Gipfel vertrat, stieß nicht nur bei afrikanischen Politikern auf Kritik. Sehen Sie dazu die folgenden Artikel. Mehr lesen
Ägypten: Abkommen mit Griechenland gegen illegale Migration
Aisha Abdel-Hadi, ägytische Ministerin für Arbeitskräfte und Migration, hat ein Kooperationsabkommen unterzeichnet zwischen der griechischen Generalverwaltung für Beschäftigung (in Zusammenarbeit mit der Europäischen Union) und ihrem Ministerium sowie dem ägyptischen Sozialfonds für Entwicklung. Das Abkommen wurde im Rahmen des "Aeneas"- Programms geschlossen. Mehr lesen
Zwei Algerier wollten nach Israel auf der Suche nach Arbeit
An der Schwelle zur israelischen Botschaft in Kairo durch ägyptische Sicherheitskräfte aufgehalten - Zusammentreffen mit Vertreter der algerischen Botschaft in Ägypten und Befragung durch algerische Behörden nach ihrer Rückkehr. Dass die über ihre Situation ungehaltene algerische Jugend sich vor allem zum greisen Kontinent (gemeint ist Europa, Anm.d.Übers) hin orientiert, ist bekannt. Doch dass zwei junge Algerier aus der Region Auras ihre Koffer packen, nicht etwa um ihre Heimat mit dem Todesboot in Richtung Europa zu verlassen, sondern in Richtung Israel, um dort Arbeit zu finden - das gibt Anlass zu mehr als einer Frage.
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Rückkehr nach Hansala: Film über Tragig "illegaler" Migration
Die Organisatoren des Filmfestivals von Kairo haben dieses Jahr einen Eröffnungsfilm ausgewählt, der die europäisch-arabischen Probleme von heute thematisieren soll. Das größte dieser Probleme ist die illegale Migration, und genau dies ist das Thema des spanischen Films "Rückkehr nach Hansala" von Regisseurin Chus Gutierrez, auf den die Wahl denn auch fiel. Die Idee für den 2008 produzierten Film kam Gutierrez durch die täglich von der europäischen Presse berichteten Vorfälle von der Verhaftung afrikanischer Migranten - oder vom Auffinden ihrer Leichen - an den europäischen und vor allem spanischen Küsten. Mehr lesen
Rezensionen zu "Ende einer Rettungsfahrt" von Elias Bierdel (2006)
Am 29. Februar 2004 bricht das erste eigene Schiff der Kölner Hilfsorganisation Cap Anamur zu seiner Jungfernfahrt auf. Niemand ahnt, dass dies auch seine letzte Fahrt sein wird. Im Frachtraum der "Cap Anamur" befinden sich neben Hilfsgütern, Lebensmitteln, Medikamenten und Jeeps auch zwei komplette Krankenhausaustattungen. Die erste wird wie geplant nach Liberia verschifft, die zweite soll via Mittelmeer und Suez-Kanal in den Irak gebracht werden. Ein Motorschaden zwingt die "Cap Anamur" in Malta Station zu machen. Bevor das Schiff seine Fahrt jedoch wie geplant fortsetzen kann, rettet die Besatzung 37 Afrikaner aus Seenot - und löst damit eine europaweite politische Krise aus. Wochenlang wird die "Cap Anamur" von Kriegschiffen belagert, verweigern italienische Behörden das Einlaufen in den Hafen Porto Empedocle. Schließlich wird es genehmigt, aber kaum an Land, werden die Afrikaner unverzüglich abgeschoben. Der Kapitän und der Erste Offizier der "Cap Anamur" sowie der Cap Anamur-Vorsitzende Elias Bierdel werden verhaftet und der Schlepperei beschuldigt.
Das Buch von Elias Bierdel, welches auch Aufschluss über die Gründungsgeschichte von "borderline-europe" gibt, wurde u.a. von der Taz, der Süddeutschen Zeitung und dem Standard hoch gelobt. Mehr lesen
Sprache(n): Deutsch / German
Region(en): Italien / Malta, Deutschland, Europäische Union